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Wohnbebauung St. Bernhard

Wettingen

Am Standort des jetzigen Alterszentrums St. Bernhard soll eine Wohnbebauung entstehen. Unser Projekt sieht an dieser ausserordentlichen und exklusiven Lage am Wettinger Rebhang eine Verwebung von Landschafts- und Siedlungsraum vor.

Durch die Aufteilung der Baumasse auf fünf kompakte Baukörper ergibt sich ein minimaler Fussabdruck auf dem Grundstück. Ein Maximum an Grünfläche bleibt erhalten und fliesst als verdichteter Grünraum zwischen den Gebäuden hindurch. Der Rebhang mit seiner unverwechselbaren Landschaft wird durch die Durchlässigkeit dieser Setzung in seiner Wahrnehmbarkeit erhalten.

Bauherrschaft
St. Bernhard AG

Zeitrahmen
2018

Auftrag
Eingeladener Projektwettbewerb, 2.Preis

Architekt
Eglin Schweizer Architekten AG
Entwurf und Projektleitung: Martin Eglin

Planerteam
Bischoff Landschaftsarchitektur GmbH

Bilder
©nightnurse images, Zürich
Martin Eglin

Gebäudevolumen SIA 416
25‘744 m3

Geschossfläche SIA 416
7‘842m2

Standort
Rebbergstrasse, 5430 Wettingen

In den Wohnungen verbindet ein Raumkontinuum den grosszügigen Eingangsbereich mit der Küche im Zentrum der Wohnung, dem Wohnbereich und den einzelnen Zimmern. Jede Wohnung verfügt auf der Südseite über einen gedeckten Aussenbereich, der durch die Bögen eine raumbildende Wirkung erhält und als filterndes Element von innen nach aussen dient. Alle Wohnräume sind grosszügig in südlicher Richtung mit direktem Aussenraumbezug belichtet. Die freie Sicht wird zelebriert und die Loggia mit den Bögen vor Wohnraum und Zimmer erzeugt einen stimmungsvollen, raumhaltigen Übergang von innen nach aussen.

Situation
Das Projekt schont trotz beachtlicher Dichte flächensparend den vorhandenen Landschaftsraum und bindet ihn ein. Gebautes und Landschaft verzahnen sich und bilden einen fliessenden Übergang. Gebäudeumgreifend entsteht ein massgeschneiderter Aussenraum samt Loggien, Terrassen und Wegfindungen, der den Charakter der Gartenstadt bis hinauf an den Lägernhang repräsentiert.

Grundriss Eingangsgeschosse
Die Konzeption der Wohnhäuser ist aus der spezifischen Hanglage heraus entwickelt. Die zweispännig organisierten Häuser werden meist nordseitig über einen gedeckten Vorbereich erschlossen. Grosszügige Eingangs- und Treppenräume bilden die Zugänge und Vorbereiche zu den Wohnungen; durch ihre laterale Lage im Grundriss ermöglichen sie in den oberen Geschossen einen direkten Bezug zum Aussenraum.

Die Körnung der Überbauung fördert die räumliche und vegetative Vernetzung mit der Umgebung. Die offene Struktur, welche den Hang spür- und erlebbar werden lässt, bildet keinen strengen Siedlungsrand durch Abgrenzung, sondern ermöglicht Interaktion und Vernetzung mit dem Kontext. Ein Fussgängerwegnetz zwischen den Gebäuden verbindet mit der Landschaft, lädt zum Verweilen ein und führt zu sozialen Kontakten innerhalb der Bewohnerschaft. Das mit reichem Pflanzenbewuchs durchwobene Siedlungsgeflecht schafft einen auf Atmosphäre und Würde beruhenden Mehrwert für die Bebauung.

Obergeschosse /Attika
Durch die unterschiedliche Höhenlage in den einzelnen Gebäuden ergeben sich entsprechend differenzierte Wohnungstypologien mit freiem Blick in die Weite des Limmattals.

Geländeschnitt

Tiefgararge
Primärer Ankunftsort für die meisten Bewohner und Besucher ist die Tiefgarage; dieser Tatsache wird oft zuwenig Beachtung geschenkt.
Die Bedeutung der Garage – als Abstellraum für Autos, Motorräder und Velos – reicht im üblichen Tagesablauf der Bewohner weiter. Der einzige gemeinsame Raum der Bebauung ist für viele Bewohner der tägliche Abfahrts- und Ankunftsort ihres Zuhauses, der Weg zur Briefkastenanlage oder zu den Containern.
Durch ihre gewölbte Decke erhält die Garage eine räumliche Grosszügigkeit und nimmt mit ihrer Form Bezug zu alten Gewölbekellern. Über eine Aussentreppe ist sie direkt mit dem Aussenraum erschlossen. Mit grosszügigen trichterförmigen Öffnungen fällt Licht und Luft ins Innere. Die Eingänge in die Häuser sind als kubische Körper, die sich in die Halle hineinschieben, klar erkennbar. Die Garage wird zur unverwechselbaren Lobby und Empfangshalle der Siedlung.

Grundriss Tiefgarage
Auf der vollständig im Erdreich liegenden, an den Tunnelbau angelehnten Tiefgarage stehen keine Bauten – diese sind nur über die Treppenhäuser mit der Garage verbunden.

Silvio Maraini
Reservoir Scharten, Wettingen, 1931

Trottengewölbe

 

Die Tragstruktur der Wände und Decken ist in Massivbauweise in Beton ausgeführt. Holzmetallfenster und Sichtmauerwerk reflektieren durch ihre Langlebigkeit und Natürlichkeit den bewussten Umgang mit Ressourcen und den Bezug zum Terroir. Die rundbogigen Eingangsportale der Trotten zum Kelterraum werden aufgegriffen und als Bogenöffnungen vor den Loggias neu interpretiert.

Wohnungsgrundriss
Die Wohnungen in den oberen Geschossen sind zwei- bis dreiseitig orientiert und verfügen hangseitig über natürlich belichtete Nassräume. Durch die Platzierung des Kellerraums im Untergeschoss bieten sie in den oberen Geschossen ausreichend Raum für ein zusätzliches Zimmer mit Ost- oder Westausrichtung. Die durchlaufenden Südbalkone ermöglichen den Zugang von mehreren Zimmern und garantieren freie Sicht nach Süden. Die Konzeption und Struktur mit Schaltzimmer lässt eine grosse Variabilität im Wohnungsmix zu. Bei Bedarf kann ein zusätzliches Zimmer zugeschaltet werden und ermöglicht Wohnungsgrössen zwischen 2.5 und 6.5 Zimmern.

Ansicht Süd
Die Suche nach einer dem Quartier angemessenen Morphologie resultiert in einer vertikalen Gliederung der Baukörper. Durch ihre leichte Staffelung können diese so gesetzt werden, dass sie die natürliche Topografie des Terrains unterstützen und sich harmonisch in die angrenzenden Räume eingliedern. Ein reduziertes, beinahe vernakular inspiriertes Vokabular der architektonischen Fassadenelemente gliedert die Fassaden mit einfachen Mitteln. Braunes Sichtmauerwerk assimiliert die Bauten im Kontext. In der Wahrnehmung verweben sich Gebautes und Natur zu einem atmosphärisch dichten Ganzen.

„Immer mehr Stadthäuser in aussichtsreichen Gartenquartieren und kleine Villen an den Seen müssen banalen Luxusblöcken mit Fensterbändern und gläsernen Balkonen weichen. Vor diesen «Crèmeschnitten» werden nur noch ökologisch fragwürdige Steinwüsten oder niedriges Gebüsch geduldet, weil Bäume (…) nur die teure Aussicht versperren. So werden diese Häuser zu eigentlichen Grünschmarotzern, die allmählich das mit reichem Pflanzenbewuchs durchwobene Siedlungsgeflecht und damit das Kapital ganzer Quartiere zerstören.“ Roman Hollenstein, NZZ 15.1 2018